Nächste Woche, am 20. September ist wieder mal twenty.twenty. Dieses Mal geht’s um das Thema „User Interface 2020. Beyond Touchscreen“. Mein ausführlicher Beitrag zur Blogparade kommt erst am Wochenende. Einen kleinen Rant möchte ich aus „aktuellem Anlass“ aber gleich los werden.
Ich verwende seit langer, langer Zeit Handys mit guter Tastatur. Das waren unter anderem das Sony Ericsson P990, das Nokia E71 und etliche Modelle von RIMs BlackBerry. Das hatte einen Grund: Ich schreibe gern und viel. Ich muss auch beruflich viel schreiben. Manche Mails müssen schnell und mobil mit mehr als nur „Thx“, „Hab’s weitergeleitet…“ , „Seh‘ ich mir an“ oder „Pls keep me posted“ beantwortet werden. Dafür brauche ich eine Tastatur und ich behaupte, dass alle, die schon viel Zeit darauf verwendet haben, das Schreiben auf Touchscreens zu erlernen, mit einer Tastatur besser und schneller schreiben könnten. Für den „Usecase Schreiben“ wird nicht die beste Technologie eingesetzt. Daran ändern auch Hilfsmittel wie Swype wenig.
Aktuell gibt es keine Smartphones mit zeitgemäßer Ausstattung und Tastatur. Ich habe bis vor kurzem einen BlackBerry Bold 9900 verwendet. Der verfügt über Touchscreen und Tastatur. Das wäre eigentlich der Optimalzustand. Da kann man hin und her und auf und ab wischen wie bei anderen Smartphonemodellen und wenn’s ans Schreiben geht, hat man eine der – aus meiner Sicht – besten Tastaturen zur Verfügung, die je für mobile Geräte entwickelt wurden. Allein, was die technische Ausstattung betrifft, liegt der BlackBerry weit abgeschlagen hinter anderen Smartphones. Das Design des Gerätes und auch das User Interface wirken mittlerweile etwas altbacken. Also bin ich vor einigen Wochen testweise auf ein Touchscreen-Gerät umgestiegen. Ein Fehler!
Ich habe ein Verständnisproblem: Die Geschichtswissenschaft definiert eine Gesellschaft als Hochkultur, wenn sie neben anderen Merkmalen eine Schrift hat. Nun gibt es Geräte, die eine Riesenverbreitung haben und die für immer mehr Menschen zum zentralen Tool werden, um ihre Beziehung zur Welt zu regeln. Und da wird die Schrift zurück gedrängt! Da wird es einem unnötig schwer gemacht, verständliche und längere Texte zu schreiben und mit der Welt zu teilen.
Ich möchte nicht kulturpessimistisch sein. Ich finde Touchscreens eh auch super und die User Interfaces vieler Smartphonehersteller finde ich durchaus gelungen. (Das war ja mit ein Grund, warum ich meinen BlackBerry aufgegeben habe.) Die Navigation auf Touchscreens geht flüssiger und schneller. Keine Frage. Schreiben aber nicht. Punkt. Daher mein Wunsch ans Christkind: Bitte bring mir ein gutes Smartphone mit Tastatur! Der Kultur und der Schrift zuliebe. Es kann doch nicht sein, dass wir uns zur Ausübung unserer Kultur immer an einen Standrechner oder ein Notebook begeben müssen. (Derweil nehme ich halt wieder den „alten“ BlackBerry.)