Über Carsharing, die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und die UN Klimakonferenz

Sonntag ist. – Der Tag, an dem Väter mit ihren Kindern, junge Männer mit ihren Freundinnen, alte Herren meist allein zur Tankstelle fahren und mit Hingabe ihr Allerliebstes pflegen: ihr Auto, den fahrbaren Untersatz, der nach wie vor der Ausdruck individueller Freiheit und des gesellschaftlichen Status ist. Ein paar Gedanken dazu:
Nun, eigentlich sind es keine Gedanken, ich möchte vielmehr meiner Enttäuschung Ausdruck verleihen… ach was! Ich bin wütend. Und das kam so.
Ich habe bewusst kein Auto. Ich brauche keines, weder dazu, meine täglichen Wege zu erledigen, noch um mein Ego in irgendeiner Weise aufzupolieren. Ich lege Wert darauf, dass mein persönlicher CO2 Footprint kein allzu tiefes Loch darstellt und mir fehlen die Nerven für’s Parkplatz-Suchen. Hinzu kommt, dass ich mit der Infrastruktur der öffentlichen Verkehrsmittel in Wien im Großen und Ganzen zufrieden bin. Ich zahle für eine Jahreskarte (freue mich aber, wenn sie günstiger wird) und ich halte die Schwarzkappler-Warnungen auf Twitter für schwer verzichtbar. Und wenn ich mal ein Auto brauche, so nutze ich Car-Sharing. – Wie etwa gestern.
Gestern waren meine Töchter zu einer Geburtstagsfeier in die SCS eingeladen. (Über die Location und die Wahl des Termins könnte man einen eigenen Blogpost schreiben…) Ich wollte die Gelegenheit nutzen und ein paar Einkäufe erledigen. Also habe ich einen Wagen reserviert. Das geht online wirklich unkompliziert und noch dazu ist die Garage, wo die Wagen abzuholen sind, in Gehweite meiner Wohnung.
Klingt alles eitel Wonne. Ich bin aber wütend. Und zwar, weil Menschen anscheinend wirklich nicht fähig sind, Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Hier die Details: Als ich den Wagen aufgesperrt hatte, war der Schlüssel nicht in dem dafür vorgesehenen Schlüsseltäschchen. Nach ein paar Minuten habe ich ihn dann doch gefunden. Nächstes Ärgernis: Das Auto war nicht vollgetankt. Wäre fein gewesen. Dann hätte ich nämlich gewusst, wie viel ich für die paar Kilometer nachtanken soll. Ich habe keine Lust, die Fahrten anderer zu finanzieren. Zwei angebrochene Getränkeflaschen hat mir der vorige Nutzer auch noch hinterlassen. Jetzt könnte man meinen, dass vielleicht nur diese eine Person, die den Wagen vor mir genutzt hat, ein kleines Arschloch ist. Das glaube ich aber nicht.
Der Wagen (Zulassungsdatum 2008) war hinten und vorne schwer zerkratzt. Das war auch in dem Heft festgehalten, das zu diesem Zwecke im Handschuhfach liegt. Die Einträge stammten aber nicht von den Lenkern, sondern vom Service-Team des Carsharing-Anbieters. Anscheinend haben also schon andere den Wagen in einem Zustand zurückgegeben, der nicht auf eine „normale“ Fahrt hindeutet. Ist scheinbar egal. Die Versicherung deckt das schon ab. Doch es geht noch weiter. Am Heimweg hatte ich eine Reifenpanne. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, was der Grund dafür war. Ich kann nur sagen, dass ich in einer Kurve ein Rumpeln gespürt habe und ich ein paar hundert Meter weiter mit einem platten Reifen am Straßenrand gestanden bin. Kann schon sein, dass ich über einen spitzen Gegenstand gefahren bin. Ich hänge aber eher der These des herbeigerufenen ÖMTC-Mitarbeiters an, der sagt, dass die Leute mitunter recht rücksichtslos mit ausgeborgten Fahrzeugen umgehen. Es ist nämlich schon die zweite Reifenpanne, die ich mit einem Carsharing-Wagen hatte. Das kann kein Zufall sein.
Ich erspare Euch jetzt das Gejammere darüber, dass wir gestern 1 ½ Stunden warten mussten, bis mir jemand beim Reifenwechsel helfen konnte. (Die Schrauben konnte ich selbst lösen, aber der Reifen ging trotz heftigster Fußtritte nicht ab.). Ich möchte auch nicht über die verzweifelt weinenden Kinder am Rücksitz schreiben.
Worüber man aber schreiben und nachdenken sollte:
Heute ist die Klimakonferenz in Durban zu Ende gegangen. Es herrscht kollektive Enttäuschung darüber, dass sie keinen großen Durchbruch gebracht hat. Wie sollte sie das auch? Die Menschen (Achtung! Pauschalurteil) sind scheinbar nur in der Lage, sorgsam mit Dingen umzugehen, die sie als ihr Eigentum erachten. Geborgte Autos betrachten sie offensichtlich ebenso wenig als solches wie das Klima. Überzeugt Euch selbst am nächsten Sonntag an der Tankstelle Eures Vertrauens!
Update:
Heute hat sich via Twitter @autoshareAT bei mir gemeldet. Der Ansatz dort ist „privates Carsharing“. Ich könnte mir vorstellen, dass es besser funktioniert, wenn man den Besitzer bzw. die Besitzerin des Wagens persönlich kennt. Wann die Plattform den Betrieb aufnimmt, ist der Website nicht zu entnehmen.

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