Morgen wird in Wien gewählt. Das BZÖ meint auf seinen Plakaten, dass nur eine Stimme für die Orangen die absolute Mehrheit der SPÖ verhindern kann (seltsame Arithmetik!). Die FPÖ thematisierte im Wahlkampf das Wiener Blut. Christine Marek will über Bildung reden. – Am besten auf deutsch. Die ÖVP Donaustadt stellt auch sonst einige „Vorderungen“ auf. Die regierende SPÖ inszeniert den Spitzenkandidaten im Stile nordkoreanischer Diktatoren und auf der Wahlkampfseite hat sie als Schwerpunkt-Thema die Definition des „echten Wieners“. Die Grünen bleiben vor der Wahl drei Tage wach und dabei seltsam inhaltsleer.
Wahlkampf nennt sich das. Und Hauptthemen sind – wie schon so oft – die mit dem Hintergrund (dem migrantischen) und „unser“ Verhältnis zu ihnen. Das ist die Stimmungslage in der Stadt und im ganzen Land.
Als ich heute auf der Meidlinger Haupstraße erfolgreich den Zettelverteilern der ÖVP entkommen bin, stand ich plötzlich vor dem Stand einer Initiative von Austrologen. Mein Magensaft ist ordentlich hoch gekocht, als ich gelesen habe, was das zertifizierte Laboratorium für Austrologie da anbietet: einen Österreicher-Test. Fragebogen ausfüllen, Mundabstriche machen lassen und nach eingehender inhaltlicher und genetischer Überprüfung hat man es dann hoffentlich schwarz auf weiß – das Echtheits-Zertifikat. Das ganze ist ein Kunstprojekt – ebenso guter wie subtiler Aktionismus.
Das Projekt ist durchgehend gut inszeniert und aufbereitet. Der Auftritt am Stand im Meidling war ebenso gut gemacht wie die Folder und die Website . So far, so good.
Was mich aber wirklich nachdenklich macht: Ich habe im Laufe des Wiener Wahlkampfs so dermaßen viel Schwachsinn von gewählten Volksvertretern und wahlwerbenden Personen gehört, gesehen und gelesen, dass ich dieses Projekt auf den ersten Blick für „echt“ gehalten habe. Weit haben wir’s gebracht!