Eigentlich habe ich ja keine Zeit, euch diese Anekdote zu erzählen, aber weil heute ohnehin alles drunter und drüber geht, schreibe ich’s gschwind. Alsdann: Ich setze mich heute um 05:30 ohne Gleitsichtglas an den Rechner und hämmere wie wild Texte ohne Superlative in die Tastatur. (Die Superlative fügen die Kunden dann in der zweiten Korrekturschleife ein.) Um 08:30 küsst mich meine Liebste zärtlich auf die Stirn und ich schick sie unwirsch weg. Weil, wenn ich Texte schreibe, kann ich mit Küssen nicht gut umgehen. Die Liebste verlässt das Haus. In dem Moment befällt mich das schlechte Gewissen. Wegen der Unwirschlichkeit. Nur vier Sekunden später steht sie wieder vor mir. Gute Gelegenheit, mich zu entschuldigen. Fehlanzeige! Die Liebste ist aufgeregt. Gartentürl aufgebrochen. Einbrecher! Mannhaft wie ich bin, verlasse ich die Tastatur und die Texte und lokalaugenscheine. Ohne Gleitsichtglas. Aufgebrochen! Die Frau fährt zur Arbeit und ich mach‘ das mit den Behörden. Telefoniere mit den Kriminalern, empfange die Lokalaugenscheiner, die keine Spuren entdecken können, aber welche im Garten hinterlassen. Zigarettenasche zum Beispiel. Lange Einleitung, kurze Pointe. Weder der Liebsten noch mir ist aufgefallen, dass mein Fahrrad weg ist. Ich habe den Ordnungshütern noch gesagt, dass ich der Meinung bin, ich hätte die Verbrecher des nachts mit meinem mannhaften Schnarchen vertrieben. In die Flucht geschlagen bevor sie etwas rauben konnten. Jetzt setze ich mir das Gleitsichtglas auf, suche die Telefonnummer der zuständigen Polizeidienststelle raus und erkläre denen, dass ich schasaugert bin. Zum Abschluss noch ein Superlativ: Scheißestens!