Nun hat es die Auseinandersetzung zwischen Wolfgang Ambros und Reinhard Fendrich sogar zu Titelseiten-Ehren bei „Österreich“ gebracht. Der Schaukampf der zwei alternden Austropop-Gockel ist ein Krieg gegen das Verschwinden in der Bedeutungslosigkeit. (Stadtbekannt.at hat eine gute Zusammenfassung dazu.) Das ist wohl die österreichische Variante dessen was anderswo mit dicken, fetten und sündhaft teuren Re-Issues versucht wird. Das Plattenlabel EMI verscherbelt selbst die uninteressantesten Hervorbringungen von Pink Floyd, indem sie sie hübsch verpackt. Wie auch immer man über Pink Floyd denkt und wann auch immer man genau den Zeitpunkt ansetzt, an dem sie begonnen haben, nur mehr belanglos-wohlklingende Geräuschkulissen zu produzieren, die sie mit „wegweisendem Technik-Einsatz“ (so die Formulierung im deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag) und in unglaublich drögen Multimedia-Shows zum Besten gaben: Wer sich mit Pop-Geschichte beschäftigt, kommt an Pink Floyd nicht vorbei.
Wer sich mit österreichischer Pop-Geschichte beschäftigt, kann auch nicht an Ambros und Fendrich vorbei. Und an Georg Danzer, dem viel zu früh verstorbenen Mitglied des Austropop-Dreigestirns sowieso nicht. Und genau in diesem Dreigestirn mit dem ebenso dümmlichen wie anmaßendem Namen Austria3 liegt auch die Parallele zu Pink Floyd. In dieser Konstellation feierten Ambros, Fendrich und Danzer ihre wahrscheinlich größten kommerziellen Erfolge und ruderten gleichzeitig am ausgetrockneten Boden ihres künstlerischen Ozeans, dass es nur so staubte. Das war eine Form der Restl-Verwertung, deren Konsum einen wie mich schmerzte. Schmerzen musste.
Man muss sich dabei vor Augen halten, dass Ambros es dereinst geschafft hatte, die Texte des großen Poeten Bob Dylan in der Übersetzung von Joesi Prokopetz so zu interpretieren, dass man (Frau natürlich auch) sie für den Ausdruck eines geniun österreichischen Gefühls hielt („Wie im Schlaf“, 1978). So gut wie alle erwachsenen Österreicher kennen „Da Hofa“ und „Es lebe der Zentralfriedhof“ und sie können sich wohl auch darauf verständigen, dass das „gute“ Songs sind.Und auch Fendrich hatte auch ein paar wirklich gute Nummern („Zweierbeziehung“, „Strada del Sole“ und von mir aus auch „Weu’sd a Herz hast wia a Bergwerk“). Bei „I am from Austria“ können viele nicht mehr mit, deren Herz irgendwie an guter Musik hängt. Für viele, die Österreich lieber unkritisch sehen wollen, ist es trotzdem so etwas wie eine heimliche Bundeshymne.
Für mich war Georg Danzer aber immer der größte von den Dreien. Als Künstler, Texter und auch aufgrund seiner politischen Äußerungen. (Die Liste guter Danzer-Songs würde den Rahmen eines Blogposts sprengen.)
Und was ist davon geblieben: Zwei alte Deppen, die in ihrem Leben immer wieder etwas zu viel an Psychostützen geschluckt oder geschnupft haben. Zwei Männer, deren beste Jahre in vielerlei Hinsicht vorbei sind, und die jetzt einen medialen Schaukampf veranstalten, um irgendwie noch im Gespräch zu bleiben. – Die österreichische Variante des Ausverkaufes, den auch Pink Floyd betreiben. Ach ja: Das ganze dient der Vermarktung der neuen Ambros-Biografie.
Ich erinnere mich gerne an dieses großartige Lied von Wolfgang Ambros: „I glaub i geh jetzt…“
Und hier der Text (Quelle: Golyr.de)
I glaub, i geh jetzt, es is Zeit,
i woa schon viel zu lang unta euch.
I glaub, i geh jetzt, weil i waß genau,
wann i no länger bleib
geht ma der Schmäh aus
und des wüll i net.
I hob mi bemüht, des könnt’s ma glaub’n,
und i wollt wirklich niemand kompromitier’n.
I hob mi bemüht, oba es gibt kann Kompromiss
zwisch’n ehrlich sein und link,
a wann’s no so afoch ausschaut
und no so üblich is.
Vielleicht hätt‘ i net soviel red’n soll’n,
und vielleicht hätt i öfter tun soll’n,
was die ander’n von mir woll’n.
I hätt net soll’n so goschert sein,
dann hätt i viel mehr zum sog’n,
und i tät viel mehr dazuag’hörn.
I glaub, i geh jetzt, i seu mi o,
i bin ja eigentlich scho nimmer do.
I glaub i geh jetzt, es kummt ma vua
als wär i nie dag’wes’n;
… i könnt genausoguat
scho ganz woanders sein.
Duat, wo niemand is, der dauernd glaubt,
daß er mia mitteil’n muaß,
daß er net auf mi steht,
und daß ohne mi genauso geht –
– weil glaubt’s des waß i net …