Vergangene Woche fand in Berlin nicht nur die re:publica statt, wir haben auch eine Veranstaltung der Berlin Berlinale besucht. Im Spreepark, einem langsam vor sich hin verfallenden Vergnügungspark aus DDR Zeiten, wurde der Kampf um Berlin recht lebensnah dargestellt:
Die 7. Berlin Biennale hat einige Reenactment-Gruppen eingeladen, eine Neuinszenierung der Schlacht um Berlin von 1945 zu erarbeiten. Diese spektakuläre Schlacht zeigt die Verteidigung der Reichshauptstadt von April bis Mai 1945 und die Kapitulation Berlins. Sie findet an öffentlichen Plätzen in Berlin und Warschau statt und wird inszeniert von Reenactment-Gruppen aus Polen in den Rollen der Roten Armee, der 1. Polnischen Armee und der deutschen Truppen. Das gleiche Szenario wird in beiden Städten aufgeführt und richtet sich an die breite Öffentlichkeit. Im Anschluss wird eine Dokumentation im Deutschlandhaus präsentiert. (Quelle: www.berlinbiennale.de)
Am Ende des Spektakels, das mit viel Geknall und reichlich Materialaufwand über die Spreeparkbühne ging, betonte der Moderator, dass die darstellenden Gruppen keinerlei politischen Ziele verfolgen und dass man mit der Inszenierung keine Bewertung der historischen Ereignisse vornehmen wollte. Man hat sich möglichst an die historischen Fakten gehalten.
Die Bewertung fand aber doch statt – und zwar über den Kontext. Ich habe das Publikum bei der Veranstaltung an dem warmen Sonntagnachmittag beobachtet und Menschen gesehen, die ganz klar signalisierten, dass sie einer Schicht angehören, die sich für Kunst- und Kultur interessiert (man könnte auch Bobos zu ihnen sagen). Die Biennale hat dem Event das Kunst-Etikett verpasst. Haargenau die gleiche Inszenierung hätte mit einem anderen Etikett auch Menschen begeistern können, die sich für für martialische Kriegsspiele interessieren. Marcel Duchamp hatte verdammt Recht.
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