Tja, jetzt muss ich mich erklären. So sicher war ich, dass es besser ist, wenn ich nicht mehr über Musik schreibe (siehe: hier). Es hat ganz einfach nicht mehr funktioniert. Ich konnte Neuveröffentlichungen noch immer gut finden, aber sie konnten mich nicht mehr begeistern. Nicht so wie früher. Ich habe bei meinen Rezensionen nur mehr in dem von mir geschaffenen Fundus von Phrasen und Formulierungen gegraben, um zu beschreiben, was ich da zu besprechen bekommen habe. Also wollte ich es sein lassen, bevor es auffällt. Für immer. Auf ewiglich. Und dann kam Gap-Chefredaktionsrat Stefan Niederwieser mit einem perfiden Trick. Er zauberte „The Lost Tapes“ von Can aus der Tasche. Ihr versteht das vielleicht nicht, aber Can und Cluster/Kluster sind in meinem Universum sowas wie Fixsterne. Anderes kreist nur darum. Der Niederwieser also meinte, dass die Lost Tapes doch was für für mich wären. Meinte! Wären! (Konjunktiv!). Ich konnte nicht anders. Eine Can-Besprechung für The Gap jemand anderem überlassen? Geht. Gar. Nicht. Ich bin also wieder dabei. Meine Hymne auf die wiederentdeckten Aufnahmen von Can wird sich im nächsten Heft finden. Ich muss mich aber trotzdem schon jetzt erklären, weil ich auch schon wieder über anderes schrob und das bereits online ist.
Nämlich über
The Flaming Lips – Flaming Lips And Heady Fwends
Allzu sehr sollte man das Begriffspaar Genie und Wahnsinn ja nicht strapazieren, aber bei den Flaming Lips ist das schon o.k. Seit 20 Jahren steht die Band aus Oklahoma für großes Theater im Geiste ihrer Säulenheiligen Pink Floyd und David Bowie, für eine Weirdness, der der Geschmack von reichlich Acid anhaftet. Da die Mannen um Wayne Coyne ihr Theater verdammt gut machen, haben sie viele Freunde oder eben Fwends. Mit einigen von ihnen haben sie dieses überbordende und sperrige Album aufgenommen.
Rapper Biz Markie, die Elekroniker Neon Indian, Saubartl-Crooner Nick Cave und viele mehr finden sich auf der Kollaborationsliste. Sie alle schaffen es nicht, der Musik der Lips ihren Stempel aufzudrücken. Das schafft nicht einmal Erykah Badu, deren Stimme in Roberta Flacks „The First Time I Ever Saw your Face“ irgendwo aus dem All zu kommen scheint und die manchmal im zähflüssigen Instrumentalbombast unterzugehen droht. Das beste Stück des Albums ist „Do it!“. Mit Nachdruck gibt Yoko Ono diese zwei Worte immer und immer wieder zum Besten. Am tribalistischen Rhythmusteppich zischeln und knarzen allerlei seltsame Sounds. Das klingt nach Genie und Wahnsinn. Mit Schwerpunkt auf letzterem.