Ich habe mich gestern recht spontan entschlossen in die Arena zum Gig von Jello Biafra und seiner neue Band Guantanamo School of Medicine zu fahren. Dort gab es einen Mann zu erleben, der – obwohl er die 50 schon längst überschritten hat – nichts von seiner Wut eingebüßt hat.
Biafra ist 1958 geboren und das sieht man ihm auch an. Wenn er sich in Pose wirft und seine Texte mit ausladenden pantomimischen Gesten untermalt, wenn er alle mimischen Register zieht, um die Ungerechtigkeiten dieser Welt anzuprangern, ist aber einmal mehr klar, wer hier der Meister des politischen Punkrock ist. Die gewaltige Bühnenpräsenz des Agitators Jello Biafra animierte auch das Publikum in der nur mäßig gefüllten Arena zum Pogo und ihn selbst zum Stagediving. (Was bei seinem massigen Körper eine erwähnenswerte Leistung ist.) Und so wurde das Konzert zu einer lustvoll zelebrierten Party zur Austreibung von Jörg Haiders Geist (so leitete Biafra einen Song ein) oder gegen profitorientiert geführte Gefängnisse und andere Auswüchse des Kapitalismus.
Musikalisch bewegt sich Biafra in dem vor langer Zeit von ihm selbst abgesteckten Feld. Die neuen Songs der Guantanamo School of Medicine wie etwa „Victory stinks“ oder „Invasion of the Mind Snatchers“ heben sich nicht wesentlich von den ebenfalls dargebotenen Klassikern wie „California Über Alles“ oder „Holiday in Cambodia“ ab. Auf der Website der Arena steht:
Der Sound erinnert an die manischsten Geheimagenten-auf-Crystal-Meth-Chaos Momente der Kennedys, lässt aber auch eine gesunde Portion an Detroit-Proto-Punk und Noise durchschimmern.
Es geht auch nicht immer darum, die musikalische Welt neu zu erfinden. Viel wichtiger ist es, mit entsprechender Verve gegen die Missstände auf dieser Welt anzubrettern. Das ist gestern gelungen.