Vergangene Woche hatte ich zwei Termine außerhalb Wiens. Da ich aus Überzeugung auf das Statussymbol Auto verzichte und bei akutem Mobilitätsbedarf auf Carsharing zurückgreife, habe ich es dieses Mal mit einem Elektroauto versucht.
Für mich war es das erste Mal. Mag sein, dass ich hier keine weltbewegenden Erkenntnisse verkünde und diejenigen langweile, die sich schon länger und intensiver mit Elektromobilität auseinandersetzen, aber vielleicht gefallen Euch die Bildchen.
Da hängen sie also an ihren Nabelschnüren, die Wagen der Type Think City vom norwegischen Hersteller Think Global AS. Diese kleinen Stadtautos versprechen eine Reichweite von 160 km (der Carsharing-Anbieter spricht von Erfahrungswerten um die 110 km) und eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h. Für meine Vorhaben sollte das wohl reichen.
Einer, der es wissen muss, sagte einmal:
„In den ersten zehn Minuten fährt man mit jedem neuen Auto wie ein Idiot.“
Und recht viel länger hat es tatsächlich nicht gedauert, bis ich mich mit dem Wagen angefreundet habe. Was mir zuallererst und eher unangenehm aufgefallen ist: Wenn das Auto steht und der Motor schon läuft hört man… Erraten! Gar nichts. Also steigt der Idiot mal ganz vorsichtig auf’s Gaspedal. Und, oh Wunder, das Ding bewegt sich. Wenn sich der Idiot nach zehn Minuten daran gewöhnt hat, findet er das leise Schnurren, das der Motor bei höherer Drehzahl von sich gibt, wirklich gut. Da hört er dann wenigstens das Abrollgeräusch der Reifen und das Rumpeln der Karosserieteile. Das ist dann fast so wie damals, als der jugendliche Idiot mit seinem allerersten Auto eine neue Freiheit meinte. Der Think City ist wie mein erstes Auto nicht besonders aufwändig verarbeitet. Muss er auch nicht sein.
Nach den ersten zehn Eingewöhnminuten war ich dann aus der Garage auf der Straße und es gab und gibt tatsächlich nichts am Fahrgefühl auszusetzen. Das kleine Ding liegt gut in der Kurve. – Der Schwerpunkt liegt also weit unten. An der Kreuzung merkte ich sofort, dass es ausgesprochen gut beschleunigt. Woran ich doch etwas auszusetzen habe, ist die Position des Bordcomputers. Der kommt nicht vom Hersteller, sondern wurde vom Carsharing-Anbieter eingebaut. Und zwar dort, wo einer wie ich durch die Windschutzscheibe schaut, wenn er wissen will, welche Farbe die Lichtlein an der Ampel haben.
Mein erstes Ziel war Königstetten. Das ist auch über die Höhenstraße zu erreichen. Und da machte das Fahren mit dem E-Mobil erstmals so richtig Spaß. Unglaublich, wie es in den Serpentinen bergauf beschleunigt. Das kriegt kein fossilbrennstoffbetriebener Dinosaurier hin.
Meine zweite Ausfahrt führte mich nach Maria Ellend. Dahin fährt man am besten über die Autobahn. Und die mit dem Kleinwagen zu befahren ist doch ein gewagtes Abenteuer. Das Rumpeln klingt dort schon ein wenig beängstigend und vor allem: In den Specs steht
„Höchstgeschwindigkeit in Position D (Drive): 110 km/h“.
Und so ist es dann auch.
Mein Fazit:
Wer wie ich in der Stadt lebt, braucht kein eigenes Auto. Es gibt gute Alternativen, von öffentlichen Verkehrsmitteln bis hin zu Carsharing Angeboten. Wer nicht vorhat, ein Klavier zu transportieren, ist mit einem Elektroauto wie dem Think City bestens bedient. Dessen Reichweite von 100 km ist für die meisten Anwendungsfälle durchaus o.k. (Wiewohl der Zeiger bei eingeschaltenem Licht und aufgedrehter Heizung doch recht schnell nach unten wandert.) Ich wohne nicht allzu weit vom Westbahnhof, wo die Elektroautos abzuholen sind. Für andere, die nicht in dieser bevorzugten Situation sind, wünsche ich mir, dass Car2Go bald Elektro-Smarts anbietet. Ich werde in Zukunft meine besonderen Mobilitätsbedürfnisse jedenfalls wieder mit einem Elektroauto abdecken.