Nick Cave and the Bad Seeds: Muddy Water

Episode 6 meiner höchstpersönlichen Musikbiografie
23:00 Uhr. Ich hörte schon das Knattern von Fs Vespa. Der gute F hatte mich nicht vergessen! Er war tatsächlich gekommen, um mich abzuholen und zu As Party zu bringen. Sturmfrei. Party. Mädchen. All das. Ich schlich mich aus dem Haus. Die Nacht war jung und ich konnte jetzt endlich – verbotenerweise – in sie eintauchen. Die letzten eineinhalb Stunden war ich in meinem Zimmer auf Nadeln gesessen. Würden die Eltern rechtzeitig ins Bett gehen? Würde ich unbemerkt das Haus verlassen können? Alles war gut gegangen. Ich schwang mich auf den Sozius und F gab Gas. Aber wie! Er hatte schon Einiges intus. Egal. Der Weg zu A führte über einen kaum befahrenen Güterweg. Wir würden heil ankommen und ich musste nicht zu Fuß gehen. Damit war ich locker zwanzig Minuten früher auf As Party. Doch die war schon vorbei. In As Zimmer standen übervolle Aschenbecher und ein paar fast leere Weinflaschen. So eine verdammte Scheiße! Die Meute war weitergezogen. In eine Disco, die ich zu Fuß nie, nie (!) erreichen konnte und F konnte in seinem Zustand nicht mehr auf der Bundesstraße fahren. Unmöglich. „Es ist noch genug zu trinken da,“ lallte A, der schon im Bett lag. „Nimm dir einfach!“ Die Plattennadel schabte rhythmisch in der Auslaufrille einer Schallplatte. Ich hob den Tonarm an den Anfang der Platte und hörte zum ersten Mal „Muddy Water“ von Nick Cave and the Bad Seeds. F lag rauchend auf der Couch. Er würde wohl bald einschlafen. Nachdem ich „Kicking against the Pricks“, dieses Album mit den zeitlos guten Coverversionen zeitlos guter Songs, zwei Mal durchgehört habe, ein paar Schlucke schlechten Rotweins aus den Flaschen getrunken, etliche selbstgedrehte Zigaretten geraucht hatte, schlich ich wieder nach Hause. Mit einem ungeheurem Hass auf die Welt und „Muddy Water“ im Ohr.

Nach oben