Philip Roth schreibt immer dann am besten, wenn er nahe an seinem Haupthema ist: der überbordenden Libido reifer Männer, die einen Stein anstößt, der Tragödien ins Rollen bringt. Im Zentrum dieses schmalen Bandes reiht sich der ehemals umjubelte Schauspieler Simon Axler nach Nathan Zuckerman, Coleman Silk oder Mickey Sabbath in die Galerie der „dirty old men“ ein. Sein schauspielerisches Talent hat Axler von einem Tag auf den anderen verlassen und er verfällt in eine schwere Depression aus der er nur herausfindet, indem er mit der 40jährige Lesbe Pegeen die Rolle seines Lebens spielt. Nicht für sie, sondern mit ihr. Axler gefällt sich nicht nur in der Rolle des – trotz Bandscheibenproblemen – potenten Liebhabers, ihm gefällt es vor allem, die um vieles jüngere Frau neu einzukleiden und sie zum Friseur zu begleiten. Die Metamorphose der Frau ist ein aufregendes Spiel für beide. Es wäre kein Roman von Philip Roth, würde sich hinter der vermeintlichen Idylle nicht ein Abgrund auftun. Auf dessen Boden spielt Axler noch ein allerletztes Mal eine Rolle: die von Treplev in Tschechows Möwe. Ohne Publikum zwar, aber dafür bis zur letzten Konsequenz. Meine Empfehlung für Neulinge in Roths Welt: „Die Verschwörung gegen Amerika“ und ähnliches auslassen und alles lesen, wo alte Männer große Tragödien durchleben und/oder an ihnen zerbrechen.