Wer wie ich eine PR-Ausbildung genossen hat, hat dort eingebläut bekommen, in Presseaussendungen sparsam mit Superlativen umzugehen. Journalisten würden das nicht goutieren. Sie wollen sachliche Information. Man solle Presseaussendungen so formulieren, dass sie möglichst 1:1 (und von unten nach oben gekürzt) übernommen werden können und zwar so, dass sie wirken wie ein redaktioneller Artikel. Wir PR-Profis wissen das und trotzdem schaut’s in der Realität meist anders aus. Unsere Auftraggeber – seien das jetzt Kunden oder die Marketing-Abteilungen in Unternehmen – wollen von uns, dass wir dick auftragen. Und wir tun’s. Das kann man täglich zigfach in den APA OTS Aussendungen lesen.
Natürlich haben wir auch gelernt, dass wir Aussendungen nur machen sollten, wenn wir Neues zu vermelden haben, wenn es um Neuerungen (also um „Innovationen“ ) geht. Ich habe mir mal angesehen, wie oft die Buchstabenfolge in innov* (wie „Innovation“ oder „innovativ“) in OTS Aussendungen vorkommt.
Alsdann: Laut Eigenangaben sind 1,15 Millionen Aussendungen in der APA OTS Datenbank. Die Suche fördert 55.111 Ergebnisse für den Search-Term innov* zu Tage. Im Schnitt kommt diese Buchstabenfolge also in jeder 20. Aussendung vor. Jede 20. Aussendung schreit also: „Ich habe was Neues zu verkünden!“ – Aber hallo! Das ist doch das Wesen einer Presseaussendung. Da muss man doch nicht gleich schreien!
Blödsinn. Wir PR-Leute schreien doch nicht. Wir sind brillante Rhetoriker und setzen das Epitheton als Stilmittel ein. Oder rechtfertigen wir unsere Aussendungen doch nur mit dem billigsten aller Argumente: Eine Neuigkeit ist, was wir als solche bezeichnen?
Hier noch eine historische Betrachtung. Zur Erklärung: Die Suchfunktion von APA OTS lässt nicht allzu viel Details zu. Die Grafik unten ist also nur mit Vorsicht zu genießen (vor allem nur unter der Annahme, dass in jedem Jahr ungefähr gleich viel Aussendungen versandt wurden bzw. werden). Der Innovationsfaktor ergibt sich aus dem Verhältnis der Anzahl der Buchstabenfolge innov* zur Zeitspanne.
Kolleginnen und Kollegen: Das Jahr ist noch jung. Halten wir den Abwärtstrend!