ich habe schon lange nicht mehr über musik geschrieben. ganz bewusst nicht. irgendwann hatte ich mal festgestellt, dass mich neue releases gar nicht mehr dort treffen können, wo sie früher getroffen haben. ich hab’s auf mein alter geschoben. habe gedacht, das wäre irgendwie vorbei. als alter sack singt man die lieder aus seiner jugendzeit und lernt keine neuen mehr. so einer darf nicht mehr über neuerscheinungen schreiben. so einer muss das maul halten.
soll sein, dachte ich und habe aufgehört, neuer musik hinterherzujagen.
meine musiksammlung ist groß genug. was neu veröffentlicht wird, unterscheidet sich ja nicht grundlegend von dem, was ich eh schon kenne. besser die lücken in der sammlung vervollständigen als sich auf neues terrain vorwagen, das dann eh gar nicht so aufregend ist. die letzte echte revolution im erweiterten einzugsgebiet der popmusik ist schon ein paar jährchen her. (und ich war eh ein bisschen dabei; techno, fridge trax und so.) und sollte es tatsächlich noch eine weitere revolution gegeben haben, ist es nicht peinlich, wenn ich alter sack es nicht mitbekommen habe.
sicher, manches neue album mag so gut sein wie das, was wir uns als pickelige jugendliche gegenseitig auf mixtapes gebannt zum geburtstag geschenkt haben, aber es legt den finger nicht mehr in die salzige wunde der sehnsucht, die uns damals gequält hat. dabei tut es auch heute noch gut, dieses gefühl der sehnsucht, der wut zu kitzeln. schlag nach im vinylstapel der guten alten zeit.
nun ja, heute hat mich ein neues album einer eh schon alten band wieder genau dort berührt, wo’s so richtig weh tut. david eugene edwards, der zornige vorsitzende von 16 horsepower ist mit seinen wovenhand nach mäßig spannenden ausflügen in die mittelalterfolklore wieder in den ursumpf seines musikschaffens zurückgekehrt: in das spärlich besiedelte grenzgebiet zwischen country und punk. dorthin, wo die gottverlassenen waidwundwild den herrn erst um gnade bitten und ihn dann – im wissen, dass er ihnen niemals antworten wird – auf’s wildeste beschimpfen. da schlägt das pendel naturgemäß eher in richtung punk aus.
danke woven hand! danke david eugene edwards! ich werde mich nicht mehr ausschließlich in der vergangenheit suhlen. die gegenwart kann auch schön schmerzhaft sein. ich bin sicher, dass es da draußen genügend junge musiker gibt, die fühlen wie wir.